Aktuelle Informationen von Dante Klagenfurt:
ROM – Buchpräsentation von Dr. Tobias ROTH am 20.03.25
Mit beeindruckendem Schwung zeichnete der Vortragende den Niedergang der Hauptstadt des Römischen Reiches nach, die in ihrer Blütezeit über 1 Million Einwohner gezählt hatte, über 28 Bibliotheken verfügte, sowie über großen Komfort (z.B. Fußbodenheizungen); dieser Niedergang begann mit der Verlegung der Hauptstadt nach Byzanz – KONSTANTINOPEL und setzte sich mit den Plünderungen durch die Barbaren fort. Die Einwohnerzahl sank auf 10.000 bis 15.000 Menschen und die Zerstörungen waren unbeschreiblich. Weil viele Wasserleitungen nicht mehr funktionierten verließen die Menschen die Hügel und siedelten in der Nähe des Tiber. Nach der Zerstörung der Tempel im 6. und 7. Jahrhundert, kam es zum Ausverkauf des Marmor: Statuen etc. werden per Schiff verschickt – die Foren leeren sich: DISABITATO
In den wenigen noch aufrecht stehenden Gebäuden wurden Teile vermietet: Teatro Marcello, Kolosseum etc., während im Vatikan RELIQUIEN („Leichenteile“) gelagert wurden. – Im 14. JH residierten die Päpste im EXIL in AVIGNON. Die Schriftsteller des 14. Und 15. JH – POGGIO BRACCIOLINI – schilderten die Lage in Rom; Poggio arbeitete an der Kurie in Rom und begann die Antike systematisch zu untersuchen und zu interpretieren. Auf seinen zahlreichen Reisen erforschte er vor allem auch unzählige Klosterbibliotheken, wo er einzelne Exemplare von Werken von VITRUV oder HORAZ entdeckte. Er beschrieb nicht nur die Wandelbarkeit der FORTUNA, sondern berichtete auch von den RUINEN ROMS.
Die weltliche Macht der Päpste und jene der COMUNE von Rom waren aber noch lange nicht so abgesichert wie jene in Florenz, Venedig oder Genua. Mächtig sind die Kardinäle, deren Zahl ständig stieg, um keine Fraktion übermächtig werden zu lassen. Die NEUEN („Parvenu“) Familien in den Stadtstaaten (z.B. Este in Ferrara oder Malatesta) suchten nach einer Legitimität für ihre Herrschaft und nach einem Kardinalshut in der Familie: sie förderten die Verwandten: NEPOTISMUS und streben nach eigenen ERBLICHEN Dynastien. Unter den Päpsten Eugen IV und Nikolaus V und wurden große Bauprojekte umgesetzt: alte Gebäude wurden abgerissen und neue errichtet.
Nach dem Fall von Byzanz (1453) förderten die Päpste KREUZÜGE gegen die „Ungläubigen“: Alexander VI BORGIA und Julius II DELLA ROVERE. Gleichzeitig tobten in Europa die Kämpfe zwischen Frankreich und den Habsburgern (Karl V) unter Verwendung neuester WAFFEN und unglaublicher Brutalität (Erasmus von Rotterdam: „Julius vor der Himmelspforte“). Diese Päpste waren aber auch große Mäzene und Förderer der Künste: Ikonische Fresken von Rom – Renaissance-EGO; z.B. Grabmal für Julius II von Michelangelo: es war für St. Peter zu groß, daher wurde Alt-St.Peter abgerissen und es folgte ein NEUBAU. Heute befindet sich dieses unvollendete Werk in S. Pietro in Vincoli.
Dr. Roth ließ diese Entwicklungen anhand von Berichten und Kommentare der Schriftsteller der damaligen Zeit, Revue passieren und schloss mit dem köstlichen „Testament des Elefanten HANNO“ von Pietro Aretino, das für die Redefreiheit am päpstlichen Hof steht, die 10 Jahre später nicht mehr gegeben war.
Die Bücher des Autors über ROM, FLORENZ und NEAPEL sind in der Bibliothek der DANTE ALIGHIERI Gesellschaft Klagenfurt vorhanden und können von Mitgliedern entlehnt werden.
Rückblick auf den Vortrag von Frau Dr. Christiane Tropper am 19. 2. 2025
DAS JUBILÄUM – was ist das?
Am Himmelfahrtstag 2024 rief Papst Francesco mit einer Bulle das HEILIGE JAHR 2025 – Pilger der Hoffnung – aus, das am 24. Dezember 2024 mit der Öffnung und dem Durchschreiten der Heiligen Pforte im Petersdom in Rom begann. In der Folge wurden auch die Heiligen Pforten in den anderen päpstlichen Basiliken der Ewigen Stadt geöffnet: S. Paolo fuori le mura, S. Giovanni in Laterano und Santa Maria Maggiore, sowie jene in der Haftanstalt Rebibbia, die vom derzeitigen Papst eingerichtet wurde, weil die Botschaft der Heiligen Jahre lautet: eine Umkehr ist für alle möglich.
Die Referentin wies in ihren Ausführungen auf die Geschichte der Heiligen Jahre hin, die 1300 unter Papst Bonifaz VIII begann, der den Pilgern, die nicht mehr ins Heilige Land (das die Muslime 1291 erobert hatten) reisen konnten, diese Alternative anbot. Während das Jubeljahr der Juden Schuldenerlass und Sklavenbefreiung bedeutete, sah die katholische Kirche den Nachlass der Sündenstrafen und die Versöhnung der Christen untereinander vor: für alle Pilger, die ihre Schuld einbekannten, Reue zeigten und um Vergebung und Gnade an den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus in Rom beteten. 1350 fand das nächste Heilige Jahr statt und zu den beiden Pilgerkirchen kam nunmehr auch San Giovanni in Laterano dazu; 1390 folgte dann Santa Maria Maggiore.
Zum Jubeljahr 1450 ist erstmals eine Heilige Pforte dokumentiert, wobei das Johannesevangelium erwähnt wird, das im Durchschreiten der Pforte eine Möglichkeit zur Umkehr und der Änderung des Lebens sieht. Zu den einfachen Pilgern, die man an ihrer einheitlichen Kleidung (Umhang, Hut und Stab) erkennen konnte, kommen ab dem 15. Jahrhundert auch gebildete Menschen (Humanisten). Papst Sixtus IV lässt zum Heiligen Jahr 1475 nicht nur die Sixtinische Kapelle errichten, sondern auch den Ponte Sisto über den Tiber erneuern, um die Pilgerströme zu entflechten: über die Brücke beim Castel Sant’Angelo zogen sie zum Petersdom und über den Ponte Sisto zurück – eine erfolgreiche Einbahnregelung.
Unter Papst ALEXANDER VI, Borgia, wird die Bezeichnung HEILIGES JAHR zum 1. Mal dokumentiert und der ABLASSHANDEL, der schließlich zur Kirchenspaltung und zur Reformation führt, erreicht seinen Höhepunkt. Weil an den folgenden Heiligen Jahre nur wenige Pilger teilnehmen, gründet der Hl. Filippo Neri eine Kongregation, um die Situation (Unterkünfte und Verpflegung) der Pilger zu verbessern und Betreuung durch die Ordensangehörigen zu gewährleisten. Als viele Bruderschaften und andere Gruppen mit Fahnen und Gebeten an den Pilgerfahrten teilnehmen verändert sich der Charakter des Hl. Jahres und es wird die SIEBEN KIRCHEN WALLFAHRT eingeführt: zu den vier päpstlichen Basiliken kommen noch San Sebastiano fuori le mura, San Lorenzo fuori le mura und Santa Croce in Gerusalemme hinzu. Der Ablass gegen Geld wird verboten.
In der Barockzeit (1600/1700) stehen bedeutende Architekten (BERNINI und BOROMINI) zur Verfügung, die neue Kirchen und Paläste bauen und zahlreiche Brunnen errichten. Nach dieser Zeit der Veräußerlichung des geistlichen Lebens, setzt 1750 eine Verinnerlichung durch die FRANZISKANER ein, die u.a. ihren Ausdruck in den KREUZWEGEN findet. Die vielbeachtete Kreuzwegprozession im Kolosseum, die der Papst heute noch am KARFREITAG abhält, zeugt davon.
Die Referentin, Fr. Dr. Christine TROPPER unterstrich den Niedergang dieser Tradition im 19. JH, die durch die Einigungsbestrebungen in Italien, Kriege und Katastrophen bedingt war. 1870 wird Rom Hauptstadt des Königreiches Italien. Die Spannungen zwischen dem Hl Stuhl und der Monarchie dauern bis 1929 an: erst nach dem Abschluss der LATERANVERTRÄGE und der Aussöhnung zwischen Kirche und Staat, kommt es 1933 zu einem außerordentlichen und sehr prunkvollen HEILIGEN JAHR.
AGRIGENT, Kulturhauptstadt Italiens 2025
In diesem Rahmen stellte Prof. Dr. Domelisa CICALA Freitag, dem 31. Jänner 2025 in einer Videokonferenz die STRADA degli SCRITTORI vor, eines von 44 Projekten, mit denen Agrigent den Titel der italienischen Kulturhauptstadt 2025 errang und die in vier Themengruppen unterteilt sind: Luft, Wasser, Feuer und Erde; sie stellen den Leitfaden dieses Kulturhauptstadtjahres dar und sind im Logo mit dem TELAMON deutlich erkennbar. Das Jahr steht unter dem Motto: „Il sé, l’altro e la natura. Realzioni e trasformazioni culturali“ mit den Schwerpunkten ACCOGLIENZA und MOBILITA‘, denn zu den Gemeinden der Provinz Agrigent gehört auch die Insel Lampedusa.
Die Staatsstraße 640, errichtet in den 1960er Jahren und danach mehrfach erweitert und modernisiert, verbindet Porto Empedocle mit Caltanissetta (Anbindung an die Autobahn Palermo – Catania) und wird im Endausbau 74,5 km lang sein. Seit 1. Juni 2016 trägt sie den offiziellen Titel STRADA degli SCRITTORI, da an ihr die Geburtsorte mehrerer Schriftsteller liegen, von denen die Referentin drei hervorhob, dabei verband sie Sehenswürdigkeiten mit den Werken der Autoren und präsentierte auch Zitate aus diesen.
Andrea CAMILLERI, geboren 1925 in Porto Empedocle, weltweit bekannt vor allem als Autor berühmter Kriminalromane mit dem Commissario MOTALBANO (36 TV Filme). Unter den gezeigten Sehenswürdigkeiten soll la Torre di Carlo V, la Scala dei Turchi und le panchine letterarie erwähnt werden.
Luigi PIRANDELLO 1867 in der Contrada Caos in Agrigent geboren, erhielt 1934 den Litera-tur-Nobelpreis; seit 1987 ist sein Geburtshaus ein Museum. Bedeutend seine Reform des Theaters – „6 Personen suchen einen Autor“ (1921). Seine Werke kreisen um das Thema SEIN und SCHEIN – das GESICHT und die MASKE. Eine bedeutende Rolle spielt in seinem Schaffen die BIBLIOTHEK (der Protagonist des 1904 erschienen Werkes „Il fu Mattia Pascal“ ist Bibliothekar).
Der dritte in der Reihe ist Leonardo SCIASCIA, geboren 1921 in Racalmuto, der sich sowohl als Lehrer als auch als Politiker für die Zivilgesellschaft einsetzte: „Il giorno della civetta“.
Eine interessante Anregung für eine Sizilienreise der etwas anderen Art.
Die Autoren des Buches, das im CIRCOLO gelesen wurde, haben sich sehr darüber gefreut und an die Leiterin des Circolo diese Mail geschickt. Sie wunderten sich darüber, dass das Buch auch außerhalb Italiens gelesen wird!!