FEDERICO II di MONTEFELTRO

FEDERICO II von Montefeltro, Herzog von Urbino

Federico da Montefeltro, der spätere Herzog von Urbino, wurde am 7. Juni 1422 in der umbrischen Stadt GUBBIO geboren. Über seine Abstammung und Herkunft gibt es eine Vielzahl von Gerüchten und Vermutungen. Tatsache ist, dass Papst Martin V aus dem Hause Colonna, dessen Nichte Graf Guidantonio von Montefeltro in zweiter Ehe geheiratet hatte, mit der Bulle vom 22. Dezember 1424 Federico als den unehelichen Sohn von Guidantonio (und eines ledigen Mädchens aus Urbino) anerkannt hatte, womit der Anspruch des Kindes auf das Erbe von Urbino gegeben war. Federico wuchs zunächst in einem Kloster auf und kam danach nach Sant’Angelo in Vadoin die Obhut der Giovanna Alidosi, der Witwe des Bartolomeo Brancaleoni.

Mit der Geburt von Oddantonio (1427) gab es endlich den lang ersehnten (ehelichen) männlichen Erben und den ersten Anwärter auf die Nachfolge in Urbino. Nach dem Tod von Papst Martin V (1431) bemüht sich Guidantonio von Montefeltro um gute Beziehungen zum neuen Pontifex, Eugen IV aus der Familie Condulmer in Venedig. Um seine Zuver-lässigkeit unter Beweis zu stellen, sendet er Federico als Unterpfand nach Venedig. Als in der Lagunenstadt eine Seuche ausbricht, kommt Federico an den Hof von Mantua in die Obhut des Markgrafen Gian Francesco Gonzaga, wo der berühmte Humanist Vittorino da Feltre die „Casa giocosa“ leitet: bis zu 70 vorwiegend männliche und adelige Jugendliche erhalten hier gleichzeitig eine „ganzheitliche“ Erziehung. Zu den in Klöstern üblichen Unter-richtsgegenständen des Trivium (Grammatik, Rhetorik und Dialektik) und des Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie) treten hier auch noch sportliche Ertüchtigung und gesundes Essen hinzu. Kurz vor dem Ende dieser zweijährigen Zeit in der „casa giocosa“ schlägt Kaiser Sigismund, während eines Kurzen Aufenthaltes in der Stadt der Gonzaga, Federico zum Ritter ehe dieser nach Urbino zurückberufen wird, wo er 15jährig die 21jährige Gentile Brancaleoni ehelicht, die als Mitgift umfangreich Besitzungen in die Ehe mitbringt.

Mit dem Landleben unzufrieden, beginnt Federico 1438 seine militärische Laufbahn im Sold von Filippo Maria Visconti von Mailand. In der berühmten Schlacht von Anghiari (29. Juni 1440) unterlag das von Niccolò Piccinini geführte Heer, dem auch Federico angehörte, jenem von Francesco Sforza, das mit den Florentinern verbündet war. In der Folge dieser kriegerischen Auseinandersetzungen dehnen die Venezianer ihren Festlandbesitz bis zum Fluss Adda aus und Francesco Sforza ehelicht Bianca Maria Visconti, die Tochter von Filippo und Erbin des Mailänder Herzogtums. 

Als Graf Guidantonio da Montefeltro im Februar 1441 stirbt, tritt sein Sohn Oddantonio in die Fußstapfen des Vaters und wird schon zwei Jahre später von Papst Eugen IV im Dom zu Siena in feierlicher Form zum Herzog erhoben. Nur wenige Monate später gerät Federico bei Sassocorvaro in einen Hinterhalt seines großen Gegenspielers Sigis-mondo Malatesta; durch persönlichen Mut und Entschlossenheit kann er diese missliche Lage in einen Sieg verwandeln. Ein weiterer Geniestreich folgt kurz darauf: ihm und seiner Truppe gelingt die Eroberung der als uneinnehmbar geltenden Festung San Leo.

Hier hatten die Montefeltro ihr erstes Herrschaftsgebiet; von hier leiteten sie auch ihren Namen ab. Im 8. JH vor Christus siedelten hier die Umbrer, die den Berg JUPITER weihten und einen Tempel für Jupiter Feretrius (den Blitzeschleuderer) errichteten; nach ihm wurde in der Folge der Berg Mons Feretrius genannt. Im 3. JH nach Christus kommt der Hl. Leo aus Dalmatien in die schon bestehende Stadt. Im 8. JH wird San Leo Bischofssitz, das Bistum erhält den Namen Montefeltro. 

Als Herzog Oddantiono am 22. Juli 1444 in seinem Palast in Urbino zusammen mit seinen wichtigsten Beratern grausam ermordet wird, bedeutet das eine wichtige Zäsur. Federico, der unmittelbar nach der Nachricht am Tatort erscheint, übernimmt noch am selben Tag die Macht in der Stadt und im Herzogtum, nachdem er die 21 capitoli – eine Art Verfassung –  beschworen hat. Detailreich beschreibt Enea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II, in seinen Commentarii die frevelhafte Tat, wobei er davon ausgeht, dass Federico, der vom Tod des Halbbruders profitiert, zumindest in die Pläne der Verschwörer eingeweiht gewesen sein muss. Auf die Verleihung des Herzogstitels durch den Heiligen Stuhl muss Federico allerdings warten: diese erfolgt erst am 21. August 1474.30 Jahre und einen Monat nach der Tat. (Die Frist der Klagsverjährung betrug nach römischem Recht 30 Jahre).

1455 wird mit dem Bau des Herzogspalastes in Urbino begonnen; 1460, drei Jahre nachdem seine erste Gattin Gentile Brancaleoni im Kloster verstorben ist, heiratet Federico Battista Sforza, Tochter von Alessandro Sforza von Pesaro aus dessen erster Ehe mit Costanza Varano, mit der er einen Sohn und 6 Töchter haben wird.

Im Italien des 15. JH kämpfen CONDOTTIERI im Auftrag diverser Staaten in unterschied-lichen und immer wechselnden Allianzen: der Krieg ist der florierendste Wirtschafts-zweig. Federico war Berufssoldat und Söldnerführer, der in Urbino eine Kriegsschule errichtet, in der die Jugend eine hervorragende Ausbildung erfuhr. Bald hatte er eine Monopol-stellung am Söldnermarkt in Europa und beschaffte damit das nötige Geld, um die Stadt und sein Herzogtum auszubauen, seine Bauten und seine Kultur zu finanzieren..

Federico von Montefeltro verstand es bereits zu Lebzeiten ein Bild von sich für die Ewigkeit  entwerfen zu lassen und über seine vertrauten Mitarbeiter zu verbreiten. Allerdings gab er sich nicht mit Worten zufrieden, sondern vertraute auch auf die Macht der Bilder; vor allem auf die berühmten Werke von Piero della FRANCESCA.

URBINO, das Städtchen am Metauro, wird in dieser Zeit ein Zentrum der Renaissance, – zur  idealen Stadt, zum Licht Italiens Unsterblich wird die Stadt allerdings erst durch das Werk Baldassare CASTIGLIONES: IL CORTIGIANO