Arezzo

AREZZO

Arezzo ist die östlichste der zehn Provinzhauptstädte der TOSKANA und war schon in der Antike besiedelt, wie etruskische Funde (die ältesten aus dem 6. JH v. Chr.) beweisen. Aus dieser Zeit dürften auch die Tempeldekorationen aus Terracotta stammen, die auf eine hochentwickelte Töpferkunst schließen lassen, sowie auf eine größere Anzahl von Tempelbauten. Vielleicht war AREZZO eine der 12 Stadtstaaten Nordetruriens (dieses Ge-biet deckt sich in etwa mit der heutigen TOSKANA). Von der etruskischen Stadt, die lediglich die Hügelkuppe einnahm, ist fast nichts mehr erhalten; hier fand man auch die berühmte CHIMÄRE (wohl aus dem 5. JH v.Chr.), während am Fuß des Hügels interessante Fund-stücke – Bronzestatuetten, Vasen aus Terracotta etc. – ausgegraben wurden. In Arezzo konnte keine etruskische Malerei nachgewiesen wer-den, aber der Bronze- und Töpferkunst kam in der Stadt eine besondere Bedeutung zu; vielleicht wurde sie auch durch Importware aus Griechenland beeinflusst.

Im 3.JH v.Chr. erreicht das etruskische Arezzo seine größte wirtschaftliche und militärische Macht. Im Kampf gegen die aus dem Norden vordringenden GALLIERSTÄMME hatte sich Arezzo mit Rom verbündet und wurde – dank seiner günstigen strategischen Lage – einer der wichtigsten Stützpunkte Roms in Etrurien; sie war über die VIA CASSIA mit der Hauptstadt verbunden. Unter der römischen Herrschaft wird Arezzo MUNICIPIUM und weitet sich in Richtung Ebene aus, was eine Erweiterung der Stadtmauern zur Folge hatte. Am Ende des 1.JH v.Chr. entsteht in Arezzo eine reiche und besondere Keramik-Produktion: CORALLINA, benannt nach der rötlichen Farbe. Der Bau des AMPHITHEATERS deutet auf die besondere wirtschaftliche und künstlerische Entwicklung der Stadt im 1. und 2. JH n.Chr. hin. Im Frühmittelalter ist ein Niedergang zu verzeichnen, von dem sich Arezzo erst im 11.JH – mit der Entstehung der COMUNE – erholt. 1097 werden die ersten KONSULN gewählt und die Stadt kann sich gegen die Feudalmacht der Bischöfe und Grafen behaupten. Dieser Aufschwung ist im 13.JH durch eine reiche Bautätigkeit im oberen Teil der Stadt dokumentiert.

Die FREIE GEMEINDE (Libero Comune) gibt den Bau der Pfarrkirche – PIEVE S.MARIA – in Auftrag. Sie wurde am Ende des 12.JH auf einem Vorgängerbau errichtet und ist eine der größten und schönsten romanischen Pfarrkirchen in der Toskana: dreischiffig mit einer besonders schönen Apsis. Die in Sandstein erbaute Kirche zeigt lombardische Einflüsse: Säulengänge und Doppelbögen.  Beachtenswert ist die Lünette des Hauptportals und die Monatsdarstellungen im Bogen. Rechts von der Kirche erhebt sich der Glockenturm „dalle 100 buche“. Der DOM – die NEUE KATHEDRALE (begonnen 1277) war die Antwort des Bischofs auf die weltliche Machtentfaltung der Stadtrepublik, die die Pfarrkirche hatte erbauen lassen. Wahrscheinlich wurden die Kosten für den Bau des Doms durch eine Hinterlassenschaft von Papst GREGOR X bestritten, der 1276 in Arezzo gestorben war. Der eindrucksvolle gotische Bau ohne Querschiff erinnert an die Bauten jenseits der Alpen (Glasfenster von Guillaume de Marcillat – 1475-1529). Hier befindet sich das Grabdenkmal von Guido TARLATI (133O von Agostino di Giovanni), sowie das Fresko der Maria Maddalena von Piero della Francesca.

Am 11.Juni 1289 brachten die FLORENTINER, auf deren Seite auch DANTE ALIGHIERI kämpfte, den Aretinern in der Ebene von CAMPALDINO eine schwere Niederlage bei, von der sich die Stadt allerdings rasch wieder erholte. 1312 wurde GUIDO TARLATI zum BISCHOF gewählt und 1321 zum Stadtherrn auf Lebenszeit ernannt; mit ihm beginnt eine neue Blütezeit. Tarlati gibt bei PIETRO LORENZETTI das berühmte POLYPTICHON von S.Maria in Auftrag. Auf das 13. JH geht auch der Bau der Kirchen der Predigerorden zurück: SAN DOMENICO wurde von der Familie der Tarlati von Pietramal 1275 in Auftrag gegeben und war zu Beginn des 14. JH beendet. Er zeigt eine schlichte Fassade mit einem Glockengiebel und hat ein ebenso schlichtes einschiffiges Inneres. Die Wandmalereien aus dem 13./15.JH wurden im Barock durch große Altäre ersetzt und teilweise zerstört. Im 20. JH versuchte man, die Kirche wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen, – dabei kamen Freskenreste zum Vorschein. In der Apsis das große bemalte Holzkreuz von CIMABUE (aus 1270). Und SAN FRANCESCO. Dieses Gotteshaus wurde in der 2. Hälfte des 13.JH durch Giovanni da PISTOIA errichtet und ca. ein Jahrhundert später fertiggestellt (schlichte, toskanische Gotik). Der Innenraum war vollkommen mit Fresken ausgemalt, die nur noch teilweise erhalten sind. Die Fassade ist unvollendet.

PIERO DEI FRANCESCHI – „della Francesca“ wurde um das Jahr 1420 in BORGO SAN SEPOLCRO im oberen TIBERTAL als ältester Sohn eines Schusters und Gerbers geboren. Nach seiner Lehrzeit in Florenz (1439, Spedale di Santa Maria Novella) erhielt er erste Aufträge in SAN SEPOLCRO, danach ist er in URBINO, am Hof von Federico di Montefeltro, später auch in FERRARA bei Lionello d’Este und in RIMINI bei Sigismondo Malatesta. – Er er kann, kehrt er in seine Heimat zurück. Es ist die Zeit des BRUNELLESCHI und seiner reist vor allem seiner Arbeit wegen, aber sobald Domkuppel, die Zeit der Perspektive. Während seiner Zeit in Florenz, sah er natürlich die TRINITA‘ des MASSACCIO in S.Maria Novella. – IL BATTESIMO, wahrscheinlich eines der ersten Werke PIEROS ist ein gutes Beispiel für diese Zeit. Um 1453 beginnt er in AREZZO an den Fresken in S. Francesco zu arbeiten. Die Erben des reichen Gewürzhändlers BACCIO di MAGIO hatten sich für die Freskierung in San Francesco an einen mittel-mäßigen Künstler gewandt, der bereits erste Arbeiten durchgeführt hatte, als er 1452 die Arbeit unterbrach.

Piero della Francesca schafft dann die LEGENDE VOM HEILIGEN KREUZ nach der LEGENDA AUREA von JACOPO Da Varazze (DELLA VARAGINE). Aus dieser Legende wählt er – auch unter Bezugnahme auf die antitürkische Propaganda – jene aus, die gut darzustellen sind. Mit dem Tod TARLATIS 1328 setzte der Niedergang der Stadt ein. Unter der Herrschaft von Florenz büßte Arezzo nicht nur seine politische, sondern auch seine künstlerische Eigenständigkeit ein. Um die Mitte des 16. JH beherrschte GIORGIO VASARI das künstlerische Leben der Stadt; er war vielseitig gebildet ein ausgezeichneter Maler, hervorragender Architekt und ein begabter Literat: von ihm stammt die Beschreibung der Künstler-Leben.

PIAZZA GRANDE ist der Hauptplatz von Arezzo, der um 1200 entstand; er wird beherrscht von der Apsis der Pieve Santa Maria und hat seinen mittelalterlichen Charak-ter bewahrt: die Bauten stammen aus dem 13.und 14.JH. An der höher gelegenen Seite des Platzes liegt der von VASARI errichtete PALAZZO DELLE LOGGE (1573). Hier befindet sich auch das Haus der LAIENBRUDERSCHAFT, das 1262 für die Armenfürsorge und das Schulwesen gegründet worden war und in vergangener Zeit ein kulturelles Zentrum ersten Ranges darstellte. Der PALAZZO PRETORIO (14./15.JH) zeigt Steinwappen von Stadtvögten und Kommissaren aus Florenz aus dem 15.-18.JH. An der Piazza Grande findet am ersten Sonntag im September die GIOSTRA DEL SARACINO, ein altes Ritterspiel, statt, das 1593 erstmals erwähnt wurde. Nach längerer Unterbrechung hat man 1931 diese Tradition wieder aufgenommen. An dem Wettkampf nehmen 8 Reiter teil, die die Stadtviertel Porta Sant’Andrea, Porta Crocifera, Porta del Foro und Porta Santo Spirito vertreten. Dem Wettkampf geht ein Umzug in historischen Kostümen voraus; dann reiten die 8 Teilnehmer in vollem Galopp nacheinander auf eine Holz-puppe zu, die einen Sarazenen in voller Rüstung darstellt. Er ist mit einem Schild und einer Keule ausgestattet und auf einem drehbaren Pfahl befestigt, der sich in der Mitte des Platzes befindet. Sieger wird derjenige Reiter, der mit seiner Lanze den Schild am besten trifft und gleichzeitig dem heftigen Schlag der Keule auszuweichen imstande ist; seinem Stadtviertel gebührt die „Goldene Lanze“. Das Haus von Francesco PETRARCA  – Der große Dichter wurde am 2O.Juli 13O4 in AREZZO als Sohn des Notars SER PETRACCO geboren; seine Eltern stammten aus Florenz und waren wie Dante und andere Führer der Ghibellinischen Partei 13O2 zur Flucht gezwungen worden

Die CHIMÄRE von Arezzo, 5. JH v. Chr.

Chimäre von Arezzo